Was Stachelschweine mit Grenzen setzen und Neurodermitis zu tun haben

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Hast Du schon mal von der Parabel von Artur Schopenhauer und den Stachelschweinen gehört? Sie beschreibt, dass Stachelschweine an kalten Tagen ein sehr starkes Wärmebedürfnis entwickeln und sich dann nah aneinander kuscheln. Die Herausforderung sind allerdings ihre Stacheln, mit denen sie sich gegenseitig pieken. Daher müssen sie dann wieder auseinanderrücken, um sich untereinander nicht zu verletzen. Dann wird ihnen aber wieder zu kalt und sie rücken wiederum näher zusammen, bis sie den idealen Abstand gefunden haben, zwischen Nähe und Distanz, um sich gut zu tun und sich zu schützen.

Das ist, wie ich finde ein fantastisches Bild, was man auf sehr viele Bereiche des Lebens anwenden kann. Schopenhauer hat die Parabel auf die Gesellschaft bezogen, man kann sie auch sehr gut auf Beziehungen anwenden. Es geht darum, Grenzen zu ziehen. Am Anfang einer Beziehung kann man den anderen gar nicht genug an sich ranlassen, meist erst mal körperlich. Dann öffnet man sich dem Partner auch immer mehr auf der psychischen Ebene und wird zum Teil sehr symbiotisch. Meist geschieht dies mit einem Augenverdrehen von den Freunden. Ich kenne das selber auch sehr gut. Die Herausforderung, die ich in Beziehungen immer wieder hatte, war, dass ich zum vermeintliche Wohle der Beziehung meine Grenzen, meine Bedürfnisse übergangen habe. Das passierte gar nicht immer bewusst. Es war ein schleichender Prozess und nach einer Weile, wenn die rosanen Wolken weitergezogen waren, stand ich da und stelle fest, dass ich Dinge machte, die nicht mit meinen Werten übereinstimmten. Oder es waren Freunde, die mich dann darauf aufmerksam machten, dass ich plötzlich etwas okay fand, dass ich bis dato immer abgelehnt hatte.

Nun heißt das ja nicht, dass ich nicht meine Meinung ändern kann und ich mich nicht weiterentwickle. Ich finde schon, dass Beziehungen auch dafür da sind, seinen Blick auf die Dinge zu ändern. Z.B. kann man mit seinem Partner feststellen, dass es total gut ist, sich anders zu ernähren, wenn es mit den eigenen Werten konform ist. Oder ich könnte z.B. den Zelturlaub plötzlich fantastisch finden. ( Das allerdings halte ich für sehr, sehr unwahrscheinlich in diesem Leben und wer mich kennt, weiß das. Aber manchmal geschehen ja noch Wunder. Sollte ich jemals zelten, veröffentliche ich ein Foto davon :-)). Zum jetzigen Zeitpunkt würden mich meine Freunde sehr schräg ansehen, wenn ich verkünden würde, dass ich ab jetzt im Sommer immer zelten gehen. Der Lacher wäre mir sicher. Definitiv würde ich mich verbiegen.

Die Herausforderung, wenn ich meine Grenzen übergehe oder sie gar nicht klar definiere, ist, dass ich für meinen Partner nicht greifbar bin. So habe ich das zumindest festgestellt. Ich bin nicht klar sichtbar. Für mich ist das wie ein Bild mit Wasserfarben. Als mein Sohn klein war und wir tuschten, hatte er oft viel zu viel Wasser am Pinsel. Er konnte somit keine klaren Konturen malen (abgesehen davon, dass das ein Vierjähriger vielleicht eh nicht kann. Ich kann es übrigens bis heute nicht). Wenn ich mich nicht gut abgrenze, bin ich also auch konturenlos und damit für meinen Partner oder auch Freunde/mein Gegenüber nicht richtig sichtbar.

Ich war immer der festen Überzeugung, dass Grenzen setzen, trennend wirkt. Wenn ich mich klar in meinen Bedürfnissen äußere, auch mal "nein" sage, dann verliere ich Kontakt. Das ist wohl eine sehr alten Überzeugung aus meiner Kindheit, in der ich gelernt habe, dass ich mit dem Äußern meiner Meinung nicht so weit komme und im dem Glauben war, ich werde nur geliebt, wenn ich "konform" bin. Dies ist wohl auch ein Grund, warum die Neurodermitis immer wieder in meinem Leben auftaucht. Neurodermitis führt dazu, dass die Hautschichten kaputt gehen, die Haut ist rot, juckt, ist entzündet, heiß und trocken. Unsere Haut ist unser größtes Organ und über sie gehen wir in den Kontakt mit der Umwelt. Ein Aspekt, den ich immer wieder in meiner Praxis erlebe, wenn ich mit Klienten arbeite, die Neurodermitis haben, ist, dass sie sich nicht gut abgrenzen können. Sie übergehen sich und ihre Bedürfnisse oder haben noch nie wirklich erkannt, was die eigenen Bedürfnisse und Werte eigentlich sind.

Neurodermitis kann zeigen, dass ich zu viel an mich ranlasse, in mich reinlasse, was ich gar nicht möchte und was mir nicht gut tut.

Ein Anfang könnte es sein, sich seiner eigenen Werte erstmal bewusst zu werden. Frage Dich, bei wichtigen Entscheidungen, die Du im Leben getroffen hast, was Dich dazu motiviert hat. Was war Dir bei der Entscheidung wichtig und warum? Welche Werte glaubst Du, waren erfüllt, als Du mal richtig glücklich warst und welche Werte wurden womöglich verletzt, als Du mal in einer Situation warst, in der Du Dich gar nicht gut gefühlt hast.

Ich für mich weiß heute, dass meine wichtigsten Werte Vertrauen, Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Freiheit und Selbstbestimmtheit sind und auf der anderen Seite auch Sicherheit. Das muss sich nicht widersprechen. Und ich brauche eine psychische Verbundenheit mit meinen Freunden, ich brauche sie aber nicht ständig physisch um mich. Das würde mich schon wieder einengen.

Wenn ich meine Werte in meinem Leben und in Beziehungen beachte, dann ist meine Haut leise und friedlich und wir sind die besten Freunde. Sobald ich anfange, mich für andere zu verbiegen und mich damit selber nicht so wichtig nehme, wird meine Haut lauter und fängt an zu jucken. Ich bin meiner Haut heute sehr dankbar für dieses Frühwarnsystem, was mich durch mein Leben begleitet. Ich habe gelernt, dass das Setzen von Grenzen verbindend wirkt und nicht trennend. Es bringt mich meinem Gegenüber sogar näher. Das war lange für mich ein völlig paradoxer Gedanke! Und ich bin immer noch dabei, das zu verinnerlichen.

Mach es wie die Stachelschweine und schütze somit Dich und Deine Haut!

Alles Liebe für Dich, Deine Ines

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