Wie ich die Veränderung wollte und die Symptome schlimmer wurden....

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Das Jahr 2020 war sicherlich ein Jahr, welches für uns alle sehr durch Herausforderungen geprägt war. Wir wurden ständig aus unserer Komfortzone herauskatapultiert und mussten uns den Gegebenheiten anpassen, ob wir wollten oder nicht. Und wir sind gut damit gefahren, gewisse Umstände zu akzeptieren, wie sie sind.

Ich bin ein Mensch, der die Dinge gerne oft anders haben will... und am besten auch sofort. Ich dachte immer, dass das ganz normal ist, dass man es anders haben will, als es ist. Im Laufe der letzten Jahre wurde mir immer bewusster, dass ich mich durchaus als "Königin des Widerstands" bezeichnen kann. Und das ist nicht gerade ein Titel, auf den ich stolz bin. Ich habe feststellen dürfen, dass nicht alle Menschen um mich herum so im Widerstand sind mit Dingen, die nun mal so sind, wie sie sind.

Akzeptanz und Annahme sind zwei Begriffe, die ich in meinem Wortschatz nicht im großen Maße zu Verfügung habe. Ich war und bin auch heute noch zum Teil der Meinung, dass sich nichts verändert und bewegt, wenn ich die Umstände/Situationen usw. akzeptiere. Dann gebe ich ja auf. Das finde ich mich mit etwas ab. Das will ich ja nicht. Ich sehe mich als Vierjährige Ines dastehen, mit verschränkten Armen, durchgedrückten Knien und ich will meinen Willen bekommen. Koste es, was es wolle. Ich glaube auch, dass mir das als Kind sehr oft gelungen ist. Wenn ich meinen Bruder dazu befragen würde, würde er das wohl zu 100% bestätigen. Ich war als die Zweitgeborene, das Nesthäkchen, die, die es sowieso viel einfacher hatte. Das hat mir sicherlich nicht immer nur geholfen.

Vor Kurzem bin ich beim Lesen auf die "paradoxe Theorie der Veränderung" gestoßen und dabei auf Arnold R. Beisser. In seinem Buch " Wozu brauche ich Flügel" betrachtet er als Gestalttherapeut sein Leben als Gelähmter. Er ist mit 25 Jahren an Kinderlähmung erkrankt und saß seitdem im Rollstuhl. Ich glaube durchaus, dass vieles möglich ist und dass sich Menschen auch selber heilen können. In gewissen Situationen gilt es wohl dennoch zu akzeptieren, dass der Zustand so ist, wie er ist. Beisser saß sicherlich nicht ab dem ersten Tag in seinem Rollstuhl und fand sich mit seinem neuem Leben ab. Er gelangte zu einer sehr hilfreichen Erkenntnis:

"Veränderung geschieht, wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht, etwas zu werden, was er nicht ist. Veränderung ergibt sich nicht aus einem Versuch eines Individuums oder anderer Personen, seine Veränderung zu erzwingen, aber sie findet statt, wenn man sich die Zeit und die Mühe macht, zu sein, was man ist; und das heißt, sich voll und ganz auf sein gegenwärtiges Sein einzulassen. (Beisser 1997b, S.139)."

Fritz Perls, der Lehrer von Beisser schrieb: "Solange man sagt <Ich möchte mich ändern>- ein Programm aufstellt- wird eine Gegenkraft in einem erzeugt, die von der Veränderung abhält."(Perls 2008, S. 187).

Änderungen finden somit von selber statt und die Symptome werden schlimmer, solange man sie bekämpft. Es geht darum, die Verantwortung dafür zu übernehmen, für das, was man sich selber antut. Und dabei geht es nicht darum, sich zu verurteilen oder sich innerlich zu beschimpfen. Es geht meiner Meinung nach darum, zu erkennen, dass ich für mein Handeln, meine Symptome, meine Krankheit die Verantwortung zu übernehmen habe. Wenn ich mit mir selber in Berührung komme, beginnt das Wachstum.

Das ist das paradoxe. Das Nichtstun bringt die Veränderung. Je mehr ich will, dass sich etwas oder dass ich mich selber verändere, desto weniger wird etwas geschehen. Im Gegenteil. Die Situation wird schlimmer und schlimmer.

Beisser schreibt, dass die Wirklichkeit erfüllend und interessant wurde, als er sich mit den Bedingungen konfrontierte, die so furchtbar erschienen. Er erlebte Wohlbefinden und Fülle und fühlte sich nicht mehr behindert mit seiner Lähmung.

Ich habe größten Respekt vor seinem Weg und seiner wundervollen Erkenntnis. Der Weg war sicherlich lang und hart. Er hat sich gelohnt!

Ich wurde letztes Jahr nach 20 Jahren wieder mit meiner Neurodermitis konfrontiert, die ich partout nicht akzeptieren wollte. Nein, nein, nein... Da war wieder die bockige vierjährige Ines, die nicht ihren Willen bekommen hat bzw. die es anders haben wollte, als es ist. Nachdem ich Beissers Geschichte gelesen habe, hat sich etwas in mir verändert oder besser gesagt, ich habe etwas verstanden. Zumindest glaube ich das. Ich bin auf jeden Fall etwas rausgekommen aus meinem Widerstand gegen die Hauterkrankung. Ich habe gemerkt, wieviel Kraft es kostet gegen etwas zu sein und immer zu kämpfen. Das heißt ja nicht, dass ich nicht Maßnahmen ergreife, um meine Haut zu unterschützen. Es geht darum die Verantwortung zu übernehmen, für meine Lebensweise, Ernährung und meine Gedanken.

Den Stress, den Corona mit sich gebracht hat, kann ich nicht beeinflussen. Ich kann versuchen, gut mit ihm umzugehen. Einfach finde ich das ganze nicht. Und doof findet es ein Teil in mir trotzdem. Meinen Klienten kann ich gut helfen, wenn sie mit sich im Widerstand sind. Jeder, der zu mir kommt, möchte es anders haben, als es ist. Dann gilt es sich die Situation anzusehen und zu schauen, wo liegt die Eigenverantwortung für die Situation, wo ist die Akzeptanz und was kann der Klient/die Klientin aktiv für sich verändern und was eben nicht. Bei mir selber bin ich als Therapeutin gänzlich ungeeignet!

Eine Freundin von mir hat mich mit ihrer eigenen Geschichte vor vielen Jahren sehr beeindruckt. Sie war aus unterschiedlichen Gründen in Therapie und hatte auch einiges an Gewicht zugenommen. Die Therapeutin wollte mit ihr einen Plan aufstellen, wie sie Gewicht reduzieren kann und meine Freundin sagte: "Ich möchte mich erstmal selber lieben, so wie ich gerade bin." Und damit ging auch das Gewicht...Sie hatte es verstanden.

Wer gute Vorsätze für dieses Jahr hat und unbedingt etwas verändert möchte, der sollte dies tun. Veränderungen bringen einen weiter, nach vorne, sind ein Motivator. Ich denke, dass es aber wichtig ist zu schauen, aus welcher Intension ich die Veränderung möchte und wie gut ich die Verantwortung für den jetzigen Zustand übernehmen kann. Die Veränderung kommt wohl dann von selber, wenn ich im Frieden bin mit dem Jetzt!

Probiere es mal aus. Ich bin gespannt, was Du zu berichten hast!

Viel Glück.

Deine Ines

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